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Danke für diese gute Zusammenfassung eines sehr komplexen Problems, das ausserhalb der medizinischen Welt viel zu wenig Beachtung erhält. Dank regelmässigen Informationen zu diesem Thema hat innerhalb der Ärzteschaft in der Schweiz und wohl auch in den meisten europäischen Ländern ein Umdenken bezüglich des Einsatzes von Antibiotika stattgefunden. Im Artikel wird eindrücklich gezeigt, was für katastrophale Auswirkungen die weltweite Massentierhaltung nicht nur bezüglich der Klimakatastrophe, sondern auch im Bereich der Infektionskrankheiten hat. Von der leider rein Gewinn orientierten Pharmaindustrie allein können wir nicht auf genügend Hilfe zur Lösung dieses Problems zählen. Es braucht vorausschauendes und langfristiges Denken und Handeln, was ohne staatliche Unterstützung nicht geht. Und es wird auch deutlich, dass all diese Massnahmen ohne eine Verbesserung der ökonomischen Situation und medizinischen Versorgung weltweit nicht zum Erfolg führen werden. Aber dieses Bewusstsein fehlt in weiten Kreisen. Die kürzlichen Vorschläge unserer rechtsbürgerlichen PolitikerInnen zum Abbau der Entwicklungshilfe belegen diese egoistische und kurzsichtige Haltung auf eindrückliche Weise.

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Danke für den Artikel, der ein komplexes Thema gut verständlich darstellt.
Das grösste Problem für die Entwicklung neuer Medikamente ist, dass die Zulassungsbehörden für neue Medikamente, allen voran die amerikanisce FDA, veraltete Regeln anwendet. Es wird unter anderem immer noch verlangt, dass ein Wirkstoff eine ganz klare Wirkung zeigt möglichst ohne Nebenwirkungen. Das ist schon bei Aspirin nicht der Fall. Es würde heute wohl die Zulassungshürde nicht nehmen.

Auch die personalisierte Medizin hat dieses Problem, vielversprechende Wirkstoffe haben wenig Zulassungschancen weil sie nicht einheitlich wirken. Es wäre aber möglich, mittels genetischen Markern im Vorfeld abzuklären ob bei einem Patienten Nebenwirkungen zu erwarten sind oder nicht. Also wirklich pro Person abgestimmte Mittel zu verabreichen. Die FDA bewegt sich aber nicht.

Zu den Antibiotika: es gibt sehr vielversprechende Forschung, wo man statt im natürlichen Biome nach Antibiotika zu suchen, versucht, diese künstlich herzustellen. Dazu wird das Bakterium, das bekämpft werden soll, auf seine Oberflächenproteine hin mittels Proteinanalyse untersucht. Man kennt schon viele solche Proteine, die für die Bakterien zur Fortpflanzung oder zur Nahrungsaufnahme wichtig sind. Mit Computermodellen kann ein Antikörper entwickt werden, der dieses Protein blockt und das Bakterium neutralisiert. Die Verfahren hierzu sind bereits sehr weit in der Entwicklung. Das Problem: bis ein so entwickelter Wirkstoff durch die Zulassung kommt, hat sich das Bakterium weiter mutiert und der Stoff muss angepasst werden.

Es müssten bei der Zulassung viel modernere Gesichtspunkte berücksichtigt werden - also Methodik und die Art des produzierten Wirkstoffs und ob sie personalisiert verabreicht werden kann. Bei diesem Knowhow hinkt die Behörde aber massiv hinterher. Die viele schöne Forschung bleibt also ohne Anwendung im Labor.

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Cornelia Eisenach
Wissenschaftsjournalistin
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Danke für die interessante Ergänzung.

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Es gibt Experten auf dem Gebiet, die sind überzeugt „KI wird ein Gamechanger in der Antibiotikaforschung“. Ich halte das für sehr plausibel. Der Link führt zu einem Interview auf helmholtz.de.

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KI wird sicher bei der Entwicklung neuer Kandidaten für Antibiotikawirkstoffe helfen und darum geht es ja in dem verlinkten Interview mit Prof. Keller.
Aber der Bottleneck scheint mir doch eher darin zu liegen diese Kandidaten dann zur Marktreife und durch die Zulassung zu bringen. Das wird ja auch in diesem Interview explizit erwähnt. Und da liegen die Probleme im ökonomischen und regulatorischen Bereich. Daran wird leider auch KI nichts ändern.

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Dazu ist zu sagen, dass viele Krebsmedikamente als experimental einzustufen sind. In Sinne von .. als Kontraindikation steht eigentlich alles, Nebenwirkungen sind auf duzende Weise : der Patient stirbt. Das kann man machen, um im Rahmen einer Studie zu Daten zu kommen, aber im Einsatz fuer Dutzende Tausend Franken ist die Praxistauglichkeit nicht gegeben.

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Herzlichen Dank, Frau Eisenach. Ein toller Artikel. Es ist schön, so breit aufgefächerte (und mir vorher nicht bekannte), gut verständliche Informationen zu erhalten, gerade in einer Zeit, wo es medial oft eher um "Einordnungen" bereits wohlbekannter Sachstände geht. Bitte mehr davon!

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Cornelia Eisenach
Wissenschaftsjournalistin
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Vielen Dank, es freut mich sehr, dass der Artikel Ihnen etwas gebracht hat!

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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Ein Thema, das gemessen an seiner Wichtigkeit in der Öffentlichkeit noch viel zu wenig bekannt ist, detailliert recherchiert. Vielen Dank!

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blauäugige Bürgerin
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Erwähnenswert: In der Ärzteschaft findet schon ein Umdenken statt. Aktuelle Leitlinien empfehlen keine Antibiotika mehr bei Krankheiten wie unkomplizierten Mittelohrentzündungen, unkomplizierten Bindehautentzündungen - und sogar bei der Streptokokken-Angina, von der meine Generation noch lernte, dort sei die Antibiotikagabe zwingend, da es Komplikationen an den Herzklappen geben könne. Warum diese Komplikationen seltener werden, weiss man nicht genau. Wie so vieles.

Etliche Fachgesellschaften geben sogenannte Top Five-Listen heraus mit häufigen, bitte zu vermeidenden Fehlern. Häufig ist die vorschnelle Antibiotikagabe darunter, wie im Beispiel meiner Fachgesellschaft hier: https://www.smartermedicine.ch/de/t…halmologie

Doof ist halt, wenn die Kita antibiotische Augentropfen verlangt, bevor sie das Kind wieder aufnimmt. (Was bei viralen Bindehautentzündungen eh nichts nützt. Aber eine routinemässige Abstrichdiagnostik wäre auch völlig übertrieben. Die allermeisten Bindehautentzündungen gehen mit Doktor in etwa einer Woche vorbei und ohne in etwa sieben Tagen. Achtung: Wer schlechter sieht oder richtig Schmerzen hat, hat potentiell was anderes. Ebenso muss man als Kontaktlinsenträger*in wachsamer sein.)

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Interessant ist auch der Zusammenhang mit der Fleischproduktion. Als Student half ich ca. 1979 bei einer Studie zur Testung von Antibiotika-Allergien mit. Einer der Fälle in der Studie war ein Metzger mit einer besonders starken Ampicillin-Allergie. Ich wunderte mich, woher er diese Allergie bekommen hatte, ohne je vorher in ärztlicher Behandlung gewesen zu sein und auch nie Antibiotika bekommen hatte. Weshalb reagierte sein Immunsystem trotzdem so heftig? Dass seine Allergie ein Seiteneffekt der Antibiotika-Tiermast war, schwebte damals im Raum, wurde aber nicht weiter verfolgt.

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Cornelia Eisenach
Wissenschaftsjournalistin
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Sehr interessant, Danke!

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Die Entwicklungskosten welche die Pharma angibt sind so astronomisch übertrieben wie die Summen die angegeben werden. Absolut unseriös!
Ich habe kürzlich einen diesbezüglichen Beitrag gesehen. Ich glaube es war nano von 3Sat und damit auch ein bisschen glaubwürdig. Weil die Pharma nicht mehr entwickeln will, hat eine Stiftung eine Antibiotikaentwicklung finanziert. Hat 80 Mio. gekostet. Die Pharma hat eine Mia. angegeben!

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Danke für den ausführlichen Artikel. Er beleuchtet das Thema von vielen Seiten. Ich finde der starke Fokus unserer heutigen Medizin auf die Suche nach technische Lösungen , mit der gleichzeitigen Abwendung von der Suche nach sozialen Lösungen für Krankheiten gehörte in einen solchen Artikel mit hinein. Es hat hauptsächlich soziale Gründe, wer an Infektionskrankheiten stirbt und wer nicht: in Armut aufwachsende fehl- und unterernährte Kinder mit wenig Wissen zu Hygiene in ihrem Umfeld sind eine dieser grossen Gruppen. Wenn wir sowohl technische wie soziale Lösungen in der Medizin gleich stark gewichten würden, wären beide Ansätze erfolgreicher.

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Cornelia Eisenach
Wissenschaftsjournalistin
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Ja, das stimmt natürlich, es klingt ja auch an, ich schrieb ja, dass es vor allem (momentan) Menschen in Subsahar-Afrika und Südostasien trifft. Aber über den sozialen Aspekt von Gesundheit könnte man sicher einen eigenen Artikel schreiben.

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Eine Erklärung zur geografischen Häufung ist im Artikel nicht genannt. Oder habe ich sie überlesen? Danke für den ansonsten sehr aufschlussreichen Artikel!

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Ja, soziale Medizin wäre einen ganzen Artikel wert. Jedoch, eben, auch wenn wir schauen wer am häufigsten an antibiotikaresistenten Keimen stirbt, zeigt sich der grosse Einfluss der sozialen Situation. Es ist meiner Ansicht nach deshalb wichtig, in der Medizin immer auch den sozialen Aspekt mitzubedenken, wenn sinnvolle, nachhaltige Lösungsvorschläge herauskommen sollen.

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Wiso wird Grapefruit Extrakt nicht mehr genutzt? Half mir bei einer Ohrenentzündug gleich gut wie ein Antibiotika!

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Auch nur ein Mensch
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Genau so was passiert auch, wenn es in medizinischen Studien keine Kontrollgruppen gibt

Ironie bitte immer kennzeichnen

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Für die Pharmamultis ist der Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft lukrativ, weil da grosse Mengen abgesetzt werden. Zudem werden Tierärzte auch für den Einsatz mit Aktionen, sogar bei Reservmitteln, geködert!

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Wenn man das Pushen von Antibiotika an Tierärzte unterbinden möchte, muss man inzwischen nicht mehr bei den Pharmamultis anklopfen sonder bei anderen Firmen wie z.B. Zoetis.

Die beiden grossen Schweizer Pharmamultis (also Roche und Novartis) sind z.B. komplett aus dem Veterinär-Business ausgestiegen (bei Novartis war das vor 10 Jahren). Deren Animal-Health sparte ging damals an Elanco. Elanco gehörte zu dem Zeitpunkt noch zu Eli Lilly (also auch einem Pharmariesen) aber inzwischen hat Eli Lilly Elanco komplett abgestossen. Ähnlich bei Zoetis, dem weltweiten Markführer in Animal Health. Die gehörten früher zu Pfizer (einem weiteren Pharmamulti) wurden aber auch inzwischen als Spin-Off selbstständig.
Kurz gesagt, die Pharmamultis steigen einer nach dem anderen aus dem Animal Health Business aus weil es a) im Vergleich zu noch patent-geschützten Humanmedikamenten viel kleinere Profitmargen hat und b) von der Business-Struktur her viel besser zu consumer goods bzw. Agro-Chemie Firmen passt.

Meines Wissens ist MSD der einzige grosse Pharmakonzern, der noch eine recht bedeutende Animal Health sparte hat.

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der Andere wieder/ Leser
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Besten Dank für diesen Artikel. Ich fand die Ausführungen von Cundrau auch sehr interessant.

Mein Bruder hat früher oft gesagt: "Die wollen nicht mehr arbeiten. Die wollen nur Geld verdienen." Das ist ein markiger Spruch. Aber gerade im Hinblick auf die Pharmaindustrie hat dieser Spruch m.E. etwas. Es geht also nicht mehr um die "Befriedigung von Bedürfnissen", wie es so schön heisst. Sondern darum, den Shareholdern den maximalen Gewinn zu präsentieren. Und das völlig legal. Und dass der Drache mit Geld gefüttert wird, damit er in Zukunft wieder Antibiotika herstellt, finde ich schon noch bezeichnend.

Was dagegen tun? Nun, ich denke, die Republik lesen und nachher einen spöttischen Kommentar schreiben, ist doch schon ein erstes "Schrittli" hin zu einer Verändrung ;).

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Ehrlich gesagt finde ich dieses lapidare Pharma Bashing ziemlich daneben.

Denke der Artikel hat doch ganz gut beschrieben warum es für die grossen Pharmafirmen in der gegenwärtigen Situation ökonomisch wenig Sinn macht neue Antibiotika zu entwickeln und beschreibt auch wesentlich erfolgsversprechendere Ansätze die Situation zu verbessern als "spöttische Kommentare".

Wenn sich die ökonomischen Anreize nicht ändern stecken Pharmafirmen ihre Energie eben in die Entwicklung von anderen Medikamenten, die andere (aber genauso wichtige) Bedürfnisse befriedigen und zusätzlich die Aussicht auf eine Profit bieten. Es ist ja nicht so als ob es nicht genug andere Krankheiten gibt für die Patienten sehnlich auf ein Medikament, oder ein besseres Medikament warten.

Habe in meinem persönlichen Umfeld zwei Fälle von noch recht jungen Krebspatienten, die nur deshalb überlebt haben und ein glückliches und produktives Leben führen können weil glücklicherweise gerade zum Zeitpunkt ihrer Diagnose zwei grosse Pharmaunternehmen neue Medikamente entwickelt haben die ihnen helfen. Da waren die Bedürfnisse, die die Pharmafirmen befriedigt haben eben sehr real.

Eine von den beiden wurde mit Mitte 20 mit CML diagnostiziert und hat dann in einer der ersten klinischen Studien Gleevec bekommen. Das war in den späten 1990ern. Vor diesem Medikament war die durchschnittliche Lebenserwartung von CML Patienten 2 Jahre. Dank Gleevec lebt die Mehrzahl dieser Patienten, knapp 30 Jahre später, immer noch (oder ist an was anderem gestorben). Der andere Fall ist ein sogenannter "Nichtraucher Lungenkrebs" der über den ganzen Körper metastasiert war. Auch bei dieser Konstellation wurden die Überlebensaussichten vor der Einführung der neuen Generation von ALK-Inhibitoren eher in Monaten als in Jahren gezählt. Dank dieses Medikaments kann diese Person nun über mehrere Jahre hinweg sein ganz normales Leben ohne Einschränkungen weiterführen.

Oder denken wir an die AIDS Pandemie. Dank der von Pharmafirmen entwickelten Proteaseinhibitoren und NRTIs können ca. 30 Millionen AIDS Patienten ein weitgehend normales Leben führen anstatt innerhalb von ein paar Jahren einen grausslichen Tod zu sterben.

Und die Antibiotika, die ja vielen Menschen weiterhin durchaus noch helfen, sind ja selber Beispiele dafür, das Pharmaunternehmen, wenn die ökonomischen Anreize da sind (wie damals in den 40ern und 50ern), bereitwillig Medikamente für sehr reale Bedürfnisse entwickeln.

Wo ich Ihnen aber ohne Einschränkungen zustimme: Republik lesen ist immer eine gute Sache.

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Aber grundsätzlich kann man durchaus die Frage stellen, ob es für uns als Gesellschaft sinnvoll ist, die Herstellung von Medikamenten an gewinnorientierte Privatfirmen auszulagern. Zumal ein grosser Teil der dazu benötigten Forschung an staatlich finanzierten Universitäten passiert und die Privatfirmen nun auch über staatliche Gelder zur Produktion "motiviert" werden müssen.
Evtl. Entstünden dabei auch plötzlich mehr Wirkstoffe, die Krankheiten effektiv heilen, anstatt diese über einen längeren Zeitraum (sehr lukrativ) zu behandeln (aber ich höre jetzt auf mit meiner antikapitalistischen Propaganda).

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der Andere wieder/ Leser
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ABER DIE WIRTSCHAFT! Ja genau: Die Wirtschaft ist ein gefrässiges Monster und muss immer und unentwegt gefüttert werden.

Natürlich sind meine Kommentare flapsig und ich bin ja auch froh, dass die Entwicklung von Krebsmedikamenten in den letzten Jahren Fahrt aufgenommen hat. Nur hat das eine mit dem anderen eingentlich nicht so wahnsinnig viel zu tun.

Zur Ihrer Information: Das ist beileibe nicht der erste diesbezügliche Artikel, welchen ich gelesen, gesehen oder gehört habe. Es gibt ja noch das Phänomen der "seltenen Krankheiten" oder die Tropenmedizin, welche unter dem gleichen Phänomen leiden: Es rentiert einfach nicht. Aber was heisst da schon "rentieren"? Ich hätte mir nie im Leben vorstellen können, dass es rentieren könnte, wenn ein Meeresbiologe die Virenabwehr von im Meer lebenden Bakterien erforscht. Hat jedoch den Weg geebnet für die Entdeckung von CRIPR/cas, welches ja grosse Hoffnung weckt für die Behandlung, etwa von HIV.

https://de.wikipedia.org/wiki/CRISPR

Und ich möchte es noch einmal betonen: Mein Kommentar ist flapsig. Aber angesicht der Millidardengewinnen von Novartis und Co. sollte doch noch ein wenig Galgenhumor erlaubt sein. Finden Sie nicht?

Und noch eine kleine Zusatzfrage: Pharma ist mithin eine der profitabelsten Sparten, welche existieren. Wieviel Rendite hätten sie gern? Einfach mehr, als es schon gibt?
Alle andern Sparten werden es Ihnen "danken". Aber so was von.

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der Andere wieder/ Leser
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Ich weiss: Das ist ja bereits wieder Schnee von gestern. Meine Kritik: Wieso muss das Gesundheitswesen an eine Umverteilungsmaschine von unten nach oben gekoppelt sein?

Und auch die Qualität ist ja ein wenig "schmuddelig":

https://www.watson.ch/wirtschaft/sc…den-dollar

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Andreas Fischer
nachdenklich
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Zitat: "Sicher ist: Es gehört zum Wesen eines Bakteriums, sich zu wehren, wenn es angegriffen wird, also Resistenzen zu entwickeln. Grundsätzlich hat ein Bakterium dazu zwei Möglichkeiten: Entweder es verändert sein Erbgut so, dass eine Schwachstelle mutiert und Antibiotika sie nicht mehr angreifen können. Es bildet sozusagen einen biologischen Panzer."
Ich bin weder Mediziner noch Biologe. Aber ich verstehe Evolution so, dass sich Lebewesen durch Mutationen verändern können. Sie entwickeln sich nicht aktiv um sich den neuen Umgebungen anzupassen, sondern diejenigen Mutationen, die diese Veränderungen überleben, pflanzen sich erfolgreicher fort. Das ist eine passive Selektion!
Darin liegt die grosse Gefahr des unmässigen Antibiotika-Einsatzes aus kommerziellen Gründen, besonders in der Landwirtschaft oder der unvollständigen Behandlung von bakteriellen Erkrankungen, da bei vorzeitigem Abbruch genau die "Resistentisten" überleben und sich weiter vermehren.
Ich lasse mich gerne belehren, wenn ich falsch liege.

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Cornelia Eisenach
Wissenschaftsjournalistin
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Lieber Herr Fischer, wie Frau M. sagte, sie habe durchaus recht und es geht darum, es so verständlich wie möglich zu machen. Deswegen habe ich aktive Sprache verwendet. Wir haben das angepasst, um deutlich zu machen, dass die Änderungen im Erbgut nicht „aktiv“ passieren.

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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Hmm. Also so ganz daneben lagen Sie ja nicht. Bakterien „in Not“ nehmen oft mehr DNA aus der Umgebung auf, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, von anderen Bakterien nützliche Gene, z.B. Resistenzgene aufzuschnappen. Das kann man als aktiven, adaptiven Vorgang sehen.

Und der von mir weiter oben
angesprochene Resistenzmechanismus gegen Phagen ist ein aktiver, adaptiver Mechanismus.

Wir tendieren meiner Erfahrung nach oft dazu, in „entweder“ / „oder“ Kategorien zu denken, wenn wir herausfinden wollen, wie etwas in der Natur funktioniert. Die Natur überrascht uns aber immer wieder mit einem souveränen „sowohl als auch“… -:)

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Liebe Frau Eisenach
Ich bin auch über ihre Formulierung Bakterien sich absichtlich wehren gestolpert. Hier bewirkt die aktive Form bei der Wortwahl das Gegenteil des gewünschten ( was Bakterien, so wie wir alle in der Gruppe der Lebewesen, „wollen“ im Sinn von danach streben, ob absichtlich oder nicht, ist, uns zu vermehren)
Das Dogma, dass aktiv formulierte Sätze immer klarer verständlich sind, halte ich für ein - 😅- Missverständnis. Sie bleiben lediglich leichter hängen. Das kann sie
meiner Ansicht nach auch zum Problem machen.

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Biologin
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Was Sie sagen, ist durchaus korrekt. Ich denke, die Worte wurden gewählt, um es für eine generelle Leserschaft verständlich(er) zu machen.

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Ja genau, bei mir ist der Satz genau deswegen hängen geblieben. Mein persönliches Sprachempfinden reagiert wahrscheinlich stärker auf sprechende Bilder, auch hinterfrage ich als Laie das weniger.

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Eine interessante Frage: Ist die Bakterienpopulation passiv oder aktiv im Umgang mit der Antibiotikabedrohung?

Wenn wir Lebewesen als Maschinen betrachten, dann können sie unmöglich in dem Sinn aktiv sein, dass sie absichtlich auf die Bedrohung reagieren. Dann sind die Reaktionen der Bakterienspezies und Biome mit Sicherheit rein passiv und die Vorstellung von gezielter Aktivität einer Spezies oder eines Bioms ist prinzipiell ausgeschlossen.

Doch ist das so? Die Frage aktiv/passiv ist hier möglicherweise offtopic, spannend finde ich so trotzdem - wenn auch einigen böse Tretminen lauern.

Aber ob aktiv oder passiv entstanden, die Reaktionsmuster der Biome sind klar erkennbar. Sie zeigen deutlich, worauf wir Menschen uns im Umgang mit der Natur einlassen.

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Es ist ja fast so als würde, verrückte Idee, der Markt nicht nur die Bedürfnisse der Menschheit micht erfüllen sondern die Situation noch verschlimmern. Vom Wohl der anderen Tiere ganz zu schweigen.

Vielleicht sollten wir nicht überlegen, wie wir die Bedürfnisse erfüllen können indem wir gleichzeitig versuchen ein paar reicht Leute noch reicher zu machen.

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Fast so, als gäbe es ein besseres System, als jenes, unter dem die Welt (abgesehen von einem Prozent) bereits seit über einem Jahrhundert leidet

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Scheint mir ein typisches Beispiel von Marktversagen zu sein. Weil es JETZT noch ohne neue Antibiotika zu gehen scheint, ist der Preis und damit die Profitmöglichkeit zu gering im Vergleich zu gewissen anderen Medikamenten. Falls die absehbare Katasrophe in ZUKUNFT kommt, steigt der Preis dann ins Astronomische und die Knappheit führt dazu, dass reiche Leute besser versorgt sind. Hier müsste eigentlich der Staat korrigierend eingreifen.

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Insgesamt ein wirklich gelungener Artikel, habe wieder viel gelernt, herzlichen Dank an Cornelia Eisenach und alle Beteiligten!

Einen nicht unerheblichen Tüpflischiss hätte ich aber, und zwar stosse ich mich arg am ersten, eingermassen irreführenden Satz von Kapitel 1. Kostbarer Urin:

Pharmafirmen sind notwendig, damit eine Entdeckung den Weg vom Labor auf den Markt findet.

Stattdessen müsste es doch klar heissen:

Die öffentliche Hand ist notwendig, damit eine Entdeckung den Weg vom Labor auf den Markt findet.

Zumindest gemäss dem Inhalt des restlichen Artikels, u.a.:

Chain und seinen Forschungs­kollegen war klar: Sie brauchten professionelle Hilfe. Sie brauchten industrielle Anlagen, die ihnen das Zeug hektoliterweise liefern konnten. Doch als die Wissenschaftler bei den Pharmafirmen Gross­britanniens anfragten, bekamen sie nur Absagen.

Sie reisten in die USA. Hier liessen sich die Arzneimittel­hersteller überzeugen. Auch, weil der Staat eingriff.

Die US-amerikanische Behörde für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung OSRD, die Forschung zu militärischen Zwecken koordinierte, nahm sich der Sache an. (...) «Für das Militär war Penizillin von zentraler Bedeutung», sagt der Medizin­historiker Flurin Condrau von der Universität Zürich, der sich mit der Geschichte von Antibiotika­resistenzen beschäftigt. «Die Armee sorgte dafür, dass Penizillin sehr schnell hergestellt werden konnte.» Das OSRD initiierte das «penicillin project».

Die Pharmafirmen, die sich daran beteiligten, erhielten Abnahme­garantien und Steuer­vergünstigungen. Die Konditionen waren so gut, dass Merck und Pfizer ihre Investitionen innerhalb von fünf Jahren amortisierten. Später verkaufte der Staat mit öffentlichen Geldern gebaute Produktions­anlagen zum Spottpreis.

(...)

«Mitte der 1960er-Jahre war klar, dass Antibiotika­einsatz zwingend zu Resistenzen führt», sagt Condrau. «Das bedeutete für die Pharma­firmen: Ausstieg aus dem Geschäft.»

(...)

Die Entwicklung neuer Antibiotika nimmt Fahrt auf, auch wenn dahinter nicht die Pharmariesen stecken.

Und so weiter und so fort. 😑

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Guten Tag
Haben Sie schon einmal von Bakteriophagen gehört? Das scheint mir ein Ausweg - was ich bisher dazu weiss, teile ich gern.
mit freundlichen Grüssen
Dorothee Wilhelm

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Cornelia Eisenach
Wissenschaftsjournalistin
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Liebe Frau Wilhelm, ja Phagentherapie spreche ich Artikel auch kurz an. Es gibt auch einige in klinischer Entwicklung.

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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Bis vor ca. 15 Jahren wurden Phagen als zukunftsträchtige Alternative zu Antibiotika gepriesen, weil die (etwas naive) Hoffnung bestand, dass Bakterien gegen Phagen keine Resistenz bilden könnten. Unterdessen wurden aber nicht nur entsprechende Resistenzmechanismen entdeckt, sondern es ist sogar so, dass diese äusserst effizient sind: Die Bakterien brauchen nicht einmal ihren Stoffwechsel anzupassen. Ähnlich wie beim menschlichen Immunsystem „merken“ sich die Bakterien einfach die Phagen (bzw. deren Erbsubstanz) und sind fortan resistent.

Was nicht heisst, dass Phagen kein Potential besitzen (in der Lebensmittelhygiene werden sie bereits recht breit eingesetzt), aber die Idee, dass wir eine Keule entwickeln könnten, der die Natur nicht ausweichen kann, war definitiv zu naiv.

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Ja, Sie sprechen es sehr kurz an- in Georgien werden Phagen seit den 1920er Jahren durchgängig beforscht, während die Pharmaindustrie wegen Vermarktung der Antibiotika die Forschung im Westen gestoppt hat. Aktuell gibt es einen regelrechten Phagen-Behandlungstourismus von Menschen mit multiresistenten Keimen nach Georgien, auch Reiseunternehmen, die das Gesamtpaket verkaufen. Die nächste Klinik im Westen ist das Military hospital Queen Astrid in Belgien. In der Schweiz laufen sehr anfanghafte Studien.

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