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Seit vielen Jahren Ausländerin
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Was für ein wichtiger und herausragender Text! Vielen Dank!
Als Ausländerin in der Schweiz möchte ich anmerken, dass „wir AusländerInnen“ zwar nicht abstimmen und wählen können, aber trotzdem kann auch ich als AusländerIn mich für die Gemeinde etc. und damit am Ende auch für die Gesellschaft engagieren (als Parteimitglied kann man die eigenen Positionen kundtun, jeder kann Projekte initiieren…).
Was es dafür aber braucht, ist Zeit und Energie! Und leider sind zu viele Menschen nicht bereit, sich diese Zeit zu nehmen bzw. diese Energie aufzubringen. Demokratie bekommt man nicht geschenkt, Demokratie muss immer wieder neu erarbeitet werden und ist anstrengend.
Ganz klar, die weltweiten Angriffe von rechts aussen auf Demokratien sind gezielt und orchestriert, Demokratien müssen gegen diese Angriffe aktiv verteidigt werden, das ist mMn den wenigsten SchweizerInnen bewusst.
Die Einstellung, dass die Zukunft nicht auf uns zukommt, sondern dass wir die Zukunft gestalten, muss wieder in viel mehr Köpfe hinein. Denn dieses Erleben der eigenen Selbstwirksamkeit ergibt eine positive Lebenseinstellung. Viel zu viele Jugendliche und auch junge Erwachsene erleben sich leider als „machtlos“, da muss man in den Schulen ansetzen! Ein tolles Projekt von Frau Weisband!

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Verlegerin
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Einverstanden.
Mitwirkung braucht Energie und Zeit, wie wahr. Nun gibt es nebst Jenen, die sich engagieren, und Jenen, die nicht wollen noch ganz viele, die nicht können weil sie Tag und nach Arbeiten müssen, weil sie gesundheitlich reduziert sind, weil sie einsam sind und keinen Anschluss finden, weil sie die Sprache nicht können oder nicht lesen. Oder weil sie ausgebrannt sind vom sich engagieren.

Hier orte ich viel Raum für Hilflosigkeit, Handlungsunwirksamkeit, Apathie und auch Frust.

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Seit vielen Jahren Ausländerin
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Da ist sicher etwas dran, das Gefühl von Hilflosigkeit und Frust betrifft zu viele Menschen. Deshalb finde ich das „Erlernen von Demokratie“ bereits in der Schule so wichtig.
Ich sehe es allerdings so, dass die Gruppe derer, die sich nicht engagieren wollen aktuell am grössten ist. Wie heisst es so schön: „Wir amüsieren uns zu Tode“.
Wir werden immer reicher, arbeiten immer mehr und vergessen all jene immer öfter, die irgendwo am Rand stehen (bleiben).
Aber wir dürfen uns auch nicht unterschätzen, wir haben so viele Möglichkeiten, eben nicht einsam zu sein, uns einzubringen, obwohl wir gesundheitlich reduziert sind…
All die Geschichten, die von rechts aussen kommen, haben (mMn) das Ziel, uns Angst zu machen. Und Angst macht handlungsunfähig!

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Multifunktional
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Ein tolles Interview. Nach der Ankündigung im Newsletter war ich eher skeptisch eingestellt, was denn nun den Schulen zusätzlich an theoretisch Gutem aber praktisch nicht Umsetzbarem aufgebürdet werden soll. Beim Lesen wechselten sich bei mir dann die Gedanken „ja genau!“, „stimmt!“, „gute Idee!“, „toll!“ usw. ab.
Meinen Respekt, Frau Weisband, für Ihre Gedanken und Projekte - auf dass diese an vielen weiteren Schulen und Orten umgesetzt werden und zu einer Erstarkung der demokratischen Basis führen mögen!

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Ein Interview mit Marina Weisband, wie toll ist das denn! Eine der klügsten, kreativsten Frauen momentan. Danke, Republik!

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Multifunktional
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Frau Weisband ist ganz bestimmt eine kluge und kreative Frau. Doch seien wir vorsichtig mit Superlativen und der Verherrlichung von Personen. Gerade dieses Verhalten, das schlussendlich in eine unkritische Gefolgsschaft münden kann, ist eine Gefahr für die Demokratie. Diese braucht nicht die aus subjektiver Sicht „klügsten und kreativsten“ Menschen als Anführer sondern ein Gemeinschaftsgefühl, in dem auch die Meinung jedes „Durchschnittsmenschen“ zählt und in der auch eine Idee des Klassen-/Teamclowns gleichwertig neben der Idee des Klassen-/Teamstars beurteilt wird.
Ich will Ihnen damit übrigens überhaupt nicht unterstellen, dass Sie Frau Weisband idealisieren, nur darauf hinweisen, welche Gefahr von diesem menschlichen Impuls ausgeht, immer und überall die „Besten“ identifizieren zu wollen. Influencer, Trump und Co. leben davon. Ich plädiere für eine Anerkennung individueller Leistungen, aber ohne Gloifizierungen und Superlative.

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Frau W., guter Punkt. Mir persönlich gefällt das Interview enorm, weil es einen hohen Anteil hat an Inhalten, die ich selber bisher nicht so klar in Worte fassen konnte, mich aber auch umtrieben (und immer noch umtreiben). Und mir scheint, dass dieser "Ah ja, genau!"-Effekt, den einige Verleger:innen hier beschreiben, genau daher kommt. Ich habe bei Frau Weisband sowie bei den Lesenden gerade wegen des Inhaltes null Bedenken, dass sich da etwas Guru-artiges entwickelt. Vermutlich würde es alle Beteiligten, inkl. Frau Weisband, am meisten freuen, wenn die dargelegten Dinge zum Allgemeinwissen gehören und sich zu einer Grundhaltung entwickeln würden, die in einer Demokratie so selbstverständlich wären, wie im Alltag die Nutzung einer Tragtasche oder eines Lichtschalters oder einer Kochkelle, bei denen sich auch niemand fragt "wer hat's erfunden".

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Sozialpädagogin
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Toller Artikel, der mir aus der Seele spricht. Unsere Kinder und Kindeskinder sind diejenigen, die später politische Entscheidungen treffen werden. Eine Schule, in der echte Mitwirksamkeit erlernt wird, ist die beste Grundlage dazu. Danke für dieses tolle Interview!

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Bundesrat Rösti sollte unbedingt in einem solchen Demokratieunterricht etwas nachsitzen, er hat nämlich das grundlegende juristische und politische Konzept einer direkten Demokratie nicht wirklich begriffen, wenn er glaubt dass ein Urteil der Judikative (i.e. des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte) "(...) nicht vereinbar (ist) mit einer direkten Demokratie, hier bestimmt das Volk am Schluss (...)".

Die direkte Demokratie beruht juristisch / politisch auf dem Grundsatz der Unantastbarkeit der Menschenwürde, welcher dann davon abgeleitete Rechte wie freie Meinungsäusserung und politische Mitbestimmung garantiert. Logischerweise kann das Volk aber nicht unter Berufung auf diese Grundrechte eine Handlung begehen, welche gleichzeitig ebendiese Grundrechte ignoriert.

Deshalb haben wir auch in der direkten Demokratie eine Gewaltentrennung mit einer Judikative, welche im Bedarfsfall dem Volk, auch wenn es noch so "Chef" ist, sagen muss: "Geht nicht".

Vielleicht könnte man den Herrn Bundesrat einfach mal zum Besuch einer Schulklasse einladen (anlässlich der Einweihung eines neuen Schulhauses oder so), wo dann ganz zufällig die Grundlagen unserer Demokratie besprochen werden...?

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... Und vielleicht könnte dann Bundesrat Rösti bei seinen Gspänli von der SVP ganz begeistert von dem Gelernten erzählen, worauf es diesen wie Schuppen von den Augen fallen würde, dass sie mit ihrer Argumentation, das anti-Rassismus Gesetz untergrabe das Recht auf freie Meinungsäusserung, genau demselben logischen Kurzschluss unterliegen: Man kann nicht auf der Grundlage der Menschenrechte ein Recht zu einer Handlung einfordern, welche menschenrechtswidrig ist. Ergo ist das Recht auf freie Meinungsäusserung eben auch nur ein (durch die Menschenrechte) beschränktes Recht.

Was ein bisschen Staatskunde bei Lernwilligen alles auslösen könnte...

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Wenn Rösti versuchen würde, seinen strammen Parteikollegen eine solche Erkenntnis nahe zu bringen, würden diese ihn wohl als halben Bundesrat bezeichnen und nicht wieder wählen. Ein Lerneffekt hin zu mehr Vernunft ist eher nicht zu erwarten.

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Ökonom
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Danke für dieses Interview. Aus naheliegenden Gründen fokussiert es auf den Bereich Schule. Ich hätte aber zumindest in einem Nebensatz erwartet, wie wichtig auch die Familie ist, um an solche Prozesse heranzuführen. Gerade auch wenn es denn zwischendurch Enttäuschungen geben sollte, falls Initiativen nicht erfolgreich sein sollten. Auch das Erklären und Einordnen von Welt- oder Lokalgeschehnissen wären beim Abendessen (immer ans Alter angepasst) ein wertvolles Thema.

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der Andere wieder/ Leser
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Leider sind die Vorgänge innerhalb von Familien fast nicht beeinflussbar ("my home is my castle"). Es müsste allenfalls Workshops geben für Demokratie in Familien. Aber das scheint mir im Moment fast schon ein hofflungsloses Unternehmen zu sein. Mir war es jedoch wichtig, meinen Kindern das Gefühl zu geben, dass sie "etwas zu melden hätten". Aber ob das von ihnen geschätzt wurde, weiss ich nicht genau.

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Ökonom
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Ich begrüsse es ausserordentlich, dass Vorgänge innerhalb der Familie nicht leicht beeinflussbar sind. Das bedeutet aber im Umkehrschluss eine erhöhte Verantwortung.
Sie brauchen nicht erwarten, dass Ihnen Ihre Kinder schon heute dafür danken. Diese Saat braucht Zeit um aufzugehen.

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Student & Unternehmer
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Ich finde den Hinweis sehr wichtig und richtig, dass es in einer funktionierenden Demokratie eben auch und vor allem um Beteiligung geht. In verschiedenen Formen, auf verschiedenen Ebenen. Eben "Selbstwirksamkeit", wie Marina Weisband das nennt.
Leider begegnet mir in meinem Umfeld (jung, urban, gebildet) immer wieder eine verkürzte Vorstellung von Demokratie, die nur auf das Wahl- und Stimmrecht abstützt.
Wenn ich Demokratie ausschliesslich über mein Stimmrecht definieren würde, wäre ich wahrscheinlich enttäuscht und frustriert. In den bisher rund 10 Jahren, in welchen ich abstimmen durfte, hatte ich eine "Trefferquote" von nur etwa 45% auf Bundesebene.
Danke für das inspirierende Interview und für das Engagement von Menschen wie Marina Weisband!

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Mensch
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Ein sehr gutes Gespräch, zu einem wichtigen Thema, mit vielen wichtigen Fragen und vielen wichtigen Antworten. So geht Journalismus.

Demokratie muss täglich erarbeitet werden, jeden Tag wieder aufs Neue. Wer sich darin übt, wird sich damit leichter tun und als Kinder lernen wir immer noch am leichtesten.

Die Schule muss gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Im Moment kostet das natürlich Geld, aber es ist eine Investition in die Zukunft. Mit anderen Worten: Die Lehrkräfte sollten nicht zusätzlich belastet werden. Sie haben bereits jetzt die „dankbare Aufgabe“ Erziehungsaufgaben der Eltern zu übernehmen.

Besonders deutlich erkennt man die fehlende, politische Bildung bei der JSVP. Eine Trennlinie zum Rechtsextremismus gibt es praktisch nicht mehr. Deren Bildung besteht offenbar einzig darin eingetrichterte Parolen nachzuplappern und mit Schlagwörtern um sich zu werfen (siehe Auftritt in der Rundschau).

Es gibt viel zu tun…

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Optimist
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Spannende Gedanken. Vielen Dank für diesen Text. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass viele Schweizer Schulen schon lange einen Raum fürs „Demokratie-Üben“ bieten. Z.B. Klassen- oder Schülerrat …

Aus meiner Sicht könnten wir den Gedanken noch etwas „weiterspinnen“ und uns überlegen, ob es für uns Erwachsene nicht auch in der Arbeitswelt Möglichkeiten gibt, um Demokratie und Selbstwirksamkeit mehr zu erleben und zu üben :)

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Wunderbar kreativ und klug!
Demokratie ist, wenn wir selbst über das mitentscheiden können, was uns alle betrifft. Das werde ich nie aufgeben.

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pensionierter Fluglotse
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Einverstanden, aber ein riesiges Problem gibt es bezüglich "was uns alle betrifft" mit dem Klimaschock. Da wird demokratisch entschieden (und vom EMGR gerügt), dass wir (ebenso demokratisch beschlossene) Klimaziele verpassen wollen (bzw. verpasst haben). Schwierig.

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Es gibt nur keine bessere Alternative.

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Daniel Graf
Feuilleton-Redaktor Republik
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Vielen herzlichen Dank Ihnen allen fürs Lesen und fürs Weiterdenken. Auch ein – selbst für Republik-Verhältnisse – langes Interview kann ja immer nur eine Auswahl an Themen behandeln, manche Aspekte auch nur berühren. Da finde ich es umso wertvoller, wenn im Dialog so konstruktiv und substanziell diskutiert und die Thematik auf andere Felder ausgeweitet wird.

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Vielen Dank für das Interview. Ein tolles Projekt! Eine gute Bildung ist fundamental für Demokratie, entsprechend steht auch diese immer unter Beschuss. Jedenfalls sind die Ressourcen für so ein Aula-Projekt sicher wesentlich besser eingesetzt als dafür, die Wandtafeln im Klassenzimmer durch irgendwelchen technischen Schnickschnack zu ersetzen, der dann mehr oder weniger einfach die Funktionen der Wandtafel übernimmt... Gleichzeitig verringert die Schweiz das Budget für die Bildung.

Den Palästina-Kongress in Berlin hätte man idealerweise noch thematisieren können. Immerhin erhielten Menschen, die in der Republik schon mal eine Plattform erhalten hatten, ein Landes- und Sprechverbot und die Polizei löste die auch von jüdischen Aktivisten mitorganisierte Versammlung gewaltsam auf. (Inklusive Aufbrechen einer Tür, obwohl der Schlüssel für diese Tür bereitgestellt wurde.)

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Der Kongress wurde aufgelöst, weil in Deutschland für Salman Abu Sitta ein politisches Betätigungsverbot und ein Einreiseverbot gilt. Abu Sitta rühmte die Terroristen des 7. Oktober Anschlags für ihre "Entschlossenheit und den Mut", und sagte, dass er, wäre er jünger, einer von ihnen hätte sein können.
Mit dieser Hetze verstösst er nunmal gegen das Gesetz (Nicht nur in Deutschland; auch in der Schweiz gegen das anti-Rassismus Gesetz).

Meist ist es das rechte politische Lager, das nicht einsehen will, dass gerade in einer Demokratie Meinungsäusserungsfreiheit nur soweit gehen kann, wie sie das Fundament, auf dem sie steht, nämlich die Unantastbarkeit der Menschenwürde, nicht verletzt (siehe auch mein früherer Beitrag in diesem Dialog unten).

Leider kommt auch populistischen Exponenten der Linken der Respekt vor diesem Grundprinzip der Demokratie immer mehr abhanden, oder es mangelt sogar am nötigen Grundwissen.

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Merci für Ihre Einordnung! Mein Verständnis ist es gibt eine verbreitete Sichtweise, wonach das Niederreissen der Mauer und der Angriff auf militärische Ziele legitimer Widerstand ist, aber der gezielte Angriff auf und die Entführung von Zivilpersonen schreckliche Kriegsverbrechen sind. Ist das bereits menschenunwürdig, oder ging Sitta's Meinung weiter als das? Wieso wurde ein Einreise- und Sprechverbot gegen den ehemaligen griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis verhängt? Wieso wurde anscheinend gezielt ein jüdischer Aktivist verhaftet und nicht andere Organisierende?

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der Andere wieder/ Leser
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Merci für den Artikel, den ich sehr interessant fand.

Das für Erwachsene die Möglichkeiten zur Selbstwirksamkeit praktisch grenzenlos wäre, wie Frau Weisband gesagt hat, wäre mir allerdings neu.

Frau Weisband hat es selbst schon im Interview gesagt: Es gibt keine optimale Demokratie, nur eine optimalere. In der Schweiz findet ja im Moment eine Entpolitisierung statt. Darum sehe ich auch die Dringlichkeit neuer Formen des Lernens von Demokratie.

Schön wäre es natürlich, wenn auch die Republik ein Demokratielabor einführen könnte (bspw. mit einer Partnerorganisation), in welcher einerseits auf einer praktischen Ebene Beschlüsse gefasst werden könnten (oder auch nicht), andererseits aber verschiedene Formen der Möglichkeiten der Einflussnahme (unverbindlich) ausprobiert werden könnten. Also ich wäre schon mal dabei.

Noch ein letzter Gedanke: Bei Personen mit Beeinträchtigung gibt es das Phänomen, dass die Inklusion in die Gesellschaft typischerweise mit dem Lebensalter abnimmt. Bspw.: Im Chindsgi sind sie noch dabei, bei der Oberstufe schon weniger, im Berufsleben praktisch nicht mehr existent. Bei der Demokratiebildung sollte darauf geachtet werden, dass dieser Effekt nicht auftritt.

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Verlegerin
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Das von Ihnen gewünschte Versuchslabor besteht vielleicht bereits: die Organisationsform der Genossenschaft R, mitsamt Genossenschaftsrat, online-Feedbackmöglichkeiten und Abstimmungen.

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der Andere wieder/ Leser
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Merci für den Hinweis. Aber ich fürchte, die bestehen Strukturen haben m.E. zu wenig "Laborcharakter". Aber das wäre jetzt wahrscheinlich eine längere Geschichte - und würde zu weit vom Artikel abweichen.

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Vielen Dank für das inspirierende Interview. Alles was die Gemeinschaft stärkt ist unglaublich wichtig.
Beim Lesen kam mir die Themenzentrierte Interaktion von Ruth Cohn in dem Sinn.
Würde diese angewendet in einer Klasse, hätten alle Schülerinnen und Schüler gleiche Chancen.

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Durchaus inspirierendes Interview, sehr spannende Person, danke dafür!

Was mir beim folgenden Abschnitt durch den Kopf ging:

Kinder lernen Selbstwirksamkeit ja eigentlich von klein auf. Kleinkinder werfen Türme aus Bau­klötzen um, weil sie selbst noch keine bauen können, aber etwas an ihrer Umwelt verändern wollen. Sie merken: Ah, wenn ich hier mit der Hand winke, dann verändert sich die Form. Das sind die ersten Erfahrungen, die wir machen.

Die Wahl von Rechtspopulisten wie Donald Trump dürfte bei vielen Wähler:innen wohl – bewusst oder unterbewusst – der gleichen Logik folgen. Sie merken: Wenn Sie diesen Bully an die Macht befördern, ändert sich tatsächlich was! Nicht unbedingt zum Besseren für einen selbst, aber doch immerhin zum Schlechteren für die "anderen", mit denen man (zumindest gefühlt) in Konkurrenz steht. 💩


Weiter wunderte ich mich ein wenig über die fehlende Thematisierung der Absurdität, dass im "Aula"-Projekt eine Demokratieform erlernt und erlebt wird, die von den Schüler:innen im entsprechenden Land (DE) später in der "echten" Politik nur sehr eingeschränkt auf Kommunal- und allenfalls Länder-, nicht aber der (alles) entscheidenden Bundesebene praktiziert werden kann.


Schliesslich geht mir das Interview zu wenig auf den zentralen Punkt ein, dass direkte Demokratie ohne offene und sachlich-nüchterne Deliberation schlicht zu einer Diktatur der Mehrheit verkommt – was ein Stück weit auch die immer wieder zu beobachtende Leidenschaft von Rechtspopulisten für Volksabstimmungen erklärt, insbesondere auch aus Ländern, in denen diese nur sehr eingeschränkt praktiziert werden oder ganz fehlen.

Fix verankert im Grundsatzprogramm der AfD: «Das deutsche Volk ist ebenso mündig wie das der Schweizer, um ohne Einschränkung über jegliche Themen direkt abzustimmen.» 💩

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Ich möchte an dieser Stelle gerne noch eine Perspektive einbringen, die mir ebenfalls sehr grundlegend erscheint in Bezug auf unsere Demokratiefähigkeit. Und zwar das Konzept "Adultismus". Vermutlich handelt es sich dabei um die erste Form von Diskriminierung, die die allermeisten von uns in ihrem Leben erfahren. So lange es normal ist, dass ältere Menschen jüngeren Menschen (und damit meine ich auch schon sehr junge Menschen, die noch gar keine Schule besuchen) pauschal ihre Perspektiven absprechen und ihnen Begegnung/Austausch/Diskurs auf Augenhöhe verweigern, so lange lernen wir von klein auf, dass es "normal" ist, dass wir unser Leben nicht aktiv mitgestalten, sondern es passiv erdulden.

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Dieses Problem sehe ich auch. Schon Kinder können Meinungen bilden, aber viele Leute nehmen sie nicht ernst.
Ich weiss, wie mir das selbst geschadet hat, und kann mir nur vorstellen wie es bei Menschen ist, die nie etwas anderes lernen und vielleicht auch nicht die Selbstreflektionsfähigkeit haben, um das zu hinterfragen.

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Adultismus ist eine der zwei Hauptformen des Ageismus (der fälschlicherweise nur auf Diskriminierung gegen Ältere bezogen wird). Und zwar eine, welche gerade Ältere, die sich selbst durch Jüngere diskriminiert fühlen, gerne ausblenden. „Das kannst du noch nicht wissen, denn du bist noch jung“, „Werd erst mal erwachsen, dann kommst du auf die Welt“, Wenn du mal älter bist, wirst du‘s wissen“ usw. sind noch die harmloseren Arten, Jüngere Wissen und Erfahrung abzusprechen. Im Grunde ist der Adultismus die erste Form des Autoritarismus, die ein Mensch erfährt. „Weil ICH es sage!“

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Was ist die Schule seit mindestens 50 Jahren ein mehr & mehr von Industrie, Wirtschaft & Technokraten bestimmtes Ding! - Kaum hat sich der Zugriff der Religion auf die Schule gelockert, wird sie von andern Interessen umkämpft, umworben. - Nur nicht davon,
was vom Schulkind herkäme; denn dieses hat keine Lobby. Die PISA-Studie steht da
wie der schräge Turm von Pisa. Die unzähli-gen 'Kompetenzen' heutiger Schulpläne...: Was ist das Anderes als der Splitterhaufen eines Spiegels dessen, was Schul-Bildung
sein könnte? Sehr bewundernswert jene Lehrpersonen, die aus einem Splitterwerk menschenmögliche Information generieren.

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Phantastisches Interview, so viele grundlegend wichtige Dinge... jeder Satz ein Schatz... vielen vielen Dank!

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Silvana Iannetta
Verlegerin und Ex-Produzentin
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Herzlichen Dank für dieses sehr gehaltvolle und engagierte Interview/Gespräch! Es erzeugt bei mir die Empfindung, dass es selbst in Anbetracht höchster Gefahr keinen Anlass gibt zu verzweifeln, sondern dass dies erst recht ein Grund ist, zu versuchen, die Dinge zu wenden. Eine Frage zur Stelle, wo das orchestrierte Vorgehen der Rechten beschrieben wird, insbesondere das Testen ihrer Narrative in bestimmten Gruppen: Gibt es dazu vertiefende Informationen?

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Daniel Graf
Feuilleton-Redaktor Republik
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Liebe Silvana, schön von Dir zu lesen! Und sehr herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Ich finde, das ist eine sehr produktive Lesart des Gesprächs, das ja in der Tat mit dem Hinweis auf eine grosse Gefahr beginnt, aber sich vor allem um Marina Weisbands Ideen für eine aktive Stärkung der demokratischen Kultur dreht. Auch ich würde ihre Position als eine sehr hoffnungsvolle und im besten Sinne engagierte verstehen. Zu Deiner Frage: Ob sie an der Stelle an ganz bestimmte Akteur:innen gedacht hat, weiss ich nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie zum Beispiel das durch die Correctiv-Recherche aufgedeckte Potsdamer Geheimtreffen im Kopf hatte. Das scheint mir jedenfalls ein Paradebeispiel für das orchestrierte Vorgehen der Neuen Rechten in Bezug auf die Narrative bis hin zur Lancierung ganz bestimmter Begriffe (in dem Fall eben das Unwort «Remigration»), die – sehr strategisch eingesetzt – zu einer Normalisierung und zu einer eklatanten Verharmlosung von rechtsextremen Konzepten führen sollen. Insgesamt gibt es zahlreiche Bücher, Texte, Studien zur internationalen Vernetzung der Neuen Rechten (der Soziologe Wilhelm Heitmeyer etwa erläuterte neulich in der «Republik», warum er von «rechten Bedrohungsallianzen» spricht), besonders auch zu ihrer Nutzung der digitalen Medien (wozu Autor:innen wie Julia Ebner gearbeitet haben). Der zentrale Punkt dabei ist: Entgegen des Klischees vom tumben Nazi agieren rechte Netzwerke online extrem erfolgreich und sehr strategisch. Indem sie sich zunutze machen, dass die Infrastruktur von Social Media häufig extreme Inhalte bevorzugt; aber auch, indem sie koordiniert und analytisch vorgehen, Strategien ausarbeiten, Erfahrungen austauschen und bündeln. Die permanenten Feedback-Schleifen digitaler Gruppen und sozialer Netzwerke machen es ja auch vergleichsweise einfach, sozusagen in Echtzeit die Wirksamkeit bestimmter Botschaften und die Resonanz zu überprüfen und daran weiter zu feilen.

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Was für ein tolles Projekt, diese Aula. Danke
für den Bericht darüber.
Was ich problematisch finde ist, dass die „Selbstwirksamkeit“ und das übernehmen von Verantwortung in der Nachbarschaft als Merkmal der Demokratie betrachtet wird. Das eine ist zivilgesellschaftliches engagement bzw Menschlichkeit, das andere ist Staatsform. Dieses Zusammenwerfen halte ich nicht nur für falsch sondern auch für gefährlich weil es uns dazu verleitet davon auszugehen dass in Gesellschaften ohne demokratische Staatsform die Menschlichkeit und das Engagement in der zivilgesellschaft nicht vorhanden ist oder unterdrückt wird. Und umgekehrt. Das ist kein Automatismus. Solche Schemen im Kopf erschweren die Kommunikation über Gesellschafts und Staatsgrenzen hinweg.

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Das habe ich anders verstanden. Sie sagt, dass zB Nachbarschaftshilfe ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Verantwortung schafft. Beides sieht sie als Voraussetzung für das Gelingen von Demokratie in Deutschland, nicht als Merkmal. Weil sie denkt, beides fehle momentan in Deutschland. Über den Umkehrschluss, den Sie beschreiben, sagt Frau Weisband nichts und ich finde auch nicht, dass ihre Aussagen zu diesem Umkehrschluss verleiten. Wie Sie halte ich diesen übrigens für falsch.

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Danke für Ihre Antwort. Ich freue mich darüber und hoffe, dass viele so denken wie Sie. In meinem Alltag und in vielen journalistischen Medien erlebe ich eben das: das pauschal davon ausgegangen wird dass in nicht-demokratisch regierten Staaten die gemeinschaftlichen Strukturen und die Solidarität darin ebenfalls schwach sind und umgekehrt. Beispiele dafür sind China vs Indien in unserer medialen Wahrnehmung. Eine solche automatisierte Einordnung, erschwert die Kommunikation massiv weil sie eine differenzierte Einordnung verhindert. Sie erschwert auch eine Verbesserung der Gemeinschaftlichkeit in unseren eigenen, demokratischen Gesellschaften, die wir so nötig haben. Gerade deshalb schätze ich die Arbeit von Frau Weisband sehr, finde es aber schade, dass sie diesen Automatismus bzw Trugschluss nicht anspricht.

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Wusste bisher nicht was "Aula" eigentlich bedeutet. Obwohl wir in der Schule eine hatten aber nie so benützt wurde.
Was mir in der Schule rückblickend fehlt ist ein "Debattiertraining". Wenn das nicht zu Hause oder in einer Gruppe geübt wird, dann ist eine Teilhabe an der Meinungsbildung schwieriger.
Diese Effekte sieht man auch in Organisationen, die dann das machen was die MeinungsführerInnen predigen und nicht das was möglich wäre.

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