«Challenge Accepted»-Newsletter
Planetare Grenzen in die Verfassung
26.02.2024
Liebe alle
Das Wallis. Bodenständig und konservativ. Und bald schon der Kanton mit der modernsten Verfassung der Schweiz?
Am kommenden Wochenende stimmen die Walliserinnen über eine neue Verfassung ab, die weit über den Alpenkanton hinaus wegweisend sein könnte. Weil sie viele progressive Ideen enthält, gerade auch für den Umgang mit der Klimakrise.
Die Verfassung sieht ein Grundrecht auf eine «gesunde, saubere und nachhaltige Umwelt» vor.
Nachhaltigkeit wird nicht wie so oft einfach als inhaltsleeres Schlagwort verwendet, sondern konkret definiert. Nämlich dass «planetare Grenzen» eingehalten werden müssen.
Der Kanton soll eine «angemessene Mobilität» und «umweltschonende Mobilitätsformen» fördern, ebenso eine «differenzierte und solidarische Raumplanung» sowie «kurze Wertschöpfungsketten».
Und: Der Kanton «fördert jede Form von Solidarität».
Unser Kollege Marcel Hänggi hat sich umgehört, wie die Chancen stehen und worüber gestritten wird.
Ab ins Wallis!Wenn Sie sich noch mehr für die Vorgeschichte interessieren, legen wir Ihnen diese schöne Reportage aus dem Jahr 2022 ans Herz.
Kurz und bemerkenswert
Julian Schütter hat genug. Der österreichische Skirennfahrer, der mit seinem Engagement für Klimaschutz für Aufsehen sorgt, tritt mit 25 Jahren zurück – weil ihm das Risiko für seine Gesundheit zu gross ist und weil ihn «dieser Sport nicht mehr so wie früher erfüllt». Unser Kollege Elia Blülle hat Schütter vor kurzem in Innsbruck besucht. Das ausführliche Porträt gibt es demnächst in der Republik zu lesen.
Mia Mottley, die Premierministerin von Barbados, ist an der Münchner Sicherheitskonferenz mit dem Ewald-von-Kleist-Preis ausgezeichnet worden – «für ihren Kampf gegen den Klimawandel und seine sicherheitspolitischen Auswirkungen».
Drei Fragen an …
1. Was bereitet Ihnen zurzeit am meisten Sorge?
Die scheinbare Demokratieverdrossenheit und der Rechtsdruck in der EU. Im Hinblick auf den Klimawandel beobachte ich vor allem mit Sorge die Debatte um die CO2-Entnahme aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal, CDR). Treibhausgasneutralität erfordert vor allem einen Ausstieg aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen – danach gibt es etwa für natürlichen Klimaschutz noch genug zu tun. Selbst wenn einzelne technische Anlagen notwendig werden sollten, ist das die Ultima Ratio.
2. Was stimmt Sie zurzeit optimistisch?
Die Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland und Europa.
3. Wer inspiriert Sie?
Als Vorbild die indische Aktivistin Vandana Shiva. Und jeder junge Mensch, der auf der Strasse für seine Zukunft kämpft.
Roda Verheyen empfiehlt
Dieses Buch macht Mut, an die Transformation zu glauben und eröffnet Perspektiven auf die planetaren Grenzen, die nicht nur pessimistisch stimmen.
Aus der Community
Wir haben gefragt, über 500 von Ihnen haben geantwortet: 53 Prozent wären «sehr enttäuscht», wenn es «Challenge Accepted» nicht mehr gäbe. Weitere 36 Prozent wären «ein bisschen enttäuscht».
Das freut uns, und bestätigt uns darin, dass die eingeschlagene Richtung stimmt. Gleichzeitig haben viele von Ihnen uns Hinweise gegeben, wo wir uns verbessern könnten.
Am häufigsten genannt:
Sie wünschen sich konkretere Handlungsimpulse und Lösungsansätze, sowohl individuell als auch gesellschaftlich.
Die Dynamik, die der Name «Challenge Accepted» ausstrahlt, kommt noch zu wenig rüber im eigentlichen Angebot.
Viele wünschen sich, dass «Challenge Accepted» noch deutlich mehr Wirkung entfaltet, über die Republik und die «Bubble der Gutinformierten» hinaus.
Ihre Anregungen und Ihre Kritik nehmen wir als Grundlage, um «Challenge Accepted» in den kommenden Wochen und Monaten weiterzuentwickeln. Vielen Dank dafür. (Ihre Rückmeldungen sind natürlich weiterhin willkommen – Sie können auf jeden Newsletter direkt antworten oder uns an klimalabor@republik.ch schreiben.)
Liebe Grüsse, und bis bald!
David Bauer, Sabrina Weiss
PS: «Der grösste Teil der Menschheit möchte den Klimawandel bekämpfen, aber diese Mehrheit denkt, sie sei in der Minderheit» – so fasst die Ökonomin Teodora Boneva eine neue Untersuchung zusammen, an der sie mitgearbeitet hat. Für die repräsentative Studie wurden 130’000 Personen in 125 Ländern befragt. 69 Prozent sagen, sie wären bereit, 1 Prozent ihres Einkommens zur Bekämpfung der Klimakrise beizusteuern. Allerdings glauben sie, dass nur 43 Prozent der anderen ebenfalls dazu bereit wären. «Diese Fehlwahrnehmung ist bedeutsam», sagt Boneva. «Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen für das Gemeinwohl handeln, ist geringer, wenn sie glauben, dass alle anderen Trittbrettfahrer sind.»
PPS: Ab sofort in Hunderten Cafés und an anderen öffentlichen Orten in der Deutschschweiz zu finden: die Frühjahrsbeilage der Republik, mit einer klaren Ansage auf dem Cover. 🙂
Die Klimakrise ist hier. Die Lage ist ernst. Challenge accepted.
Ein frischer Blick auf die grossen Herausforderungen und auf Menschen, die sie anpacken. Und jede Menge Gelegenheiten, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren.
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