«Challenge Accepted»-Newsletter

Zur Lage des Planeten

07.12.2023

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Liebe alle

Sind wir auf Kurs?

Die kurze Antwort ist: Nein. Die Emissionen fallen nicht, wie sie sollten. Viele Versprechen werden nicht eingehalten und die Ziele rücken ausser Griff­weite.

In Dubai feilschen zurzeit an der Uno-Klima­konferenz COP28 Zehntausende Politikerinnen und Interessen­vertreter aus 198 Ländern um griffige Massnahmen und Schlupflöcher.

Was sie nicht mehr beeinflussen können: 2023 wird das wärmste jemals gemessene Jahr auf diesem Planeten sein. Fast jeder dritte Tag dieses Jahres überschritt das Klimaziel von Paris, war also global mehr als 1,5 Grad Celsius wärmer als zu vorindustrieller Zeit. Am 17. November wurde zum ersten Mal global die 2-Grad-Grenze an einem einzelnen Tag übertroffen.

Zeit für eine kompakte Übersicht zur Lage des Planeten.

Wo stehen wir? Welche Fortschritte wurden erzielt? Was ist nötig, um die Klimaziele der Welt zu erreichen?

Zur Lage des Planeten

Die Lage ist ernst, die Heraus­forderung gross. Journalismus zur Klimakrise kann nur dann glaubwürdig sein, wenn er diese Realität nie aus den Augen verliert. Gerade wenn man sich wie wir vorgenommen hat, mit einer konstruktiven Grund­haltung über die Klimakrise zu berichten.

Gleichzeitig sind wir überzeugt, dass es zum ungeschönten Blick auf die Realität immer auch Perspektiven braucht. Indem auf die Heraus­forderung ein beherztes challenge accepted folgt.

Eine solche Perspektive liefern die beiden amerikanischen Bürgerrechts­aktivistinnen Kelly Hayes und Mariame Kaba, die in ihrem Gastbeitrag gewisser­massen eine Anleitung zum Allianzen­schmieden über die Komfort­zone hinaus liefern. Denn: Mit Gleichgesinnten allein lässt sich die Welt nicht verändern.


Wie kommen wir aus dieser Krise wieder raus? Dieser Newsletter ist ein kostenloses Angebot der Republik, damit sich möglichst viele an der Suche nach Antworten beteiligen können. Teilen Sie www.republik.ch/challenge-accepted mit Freunden, auf Social Media, im Gruppenchat.


Kurz und bemerkenswert

  • Der «Klima-Watchdog» Climate Trace, der mittels Satelliten­bildern Emissionen auf der ganzen Welt überwacht, hat neu über 350 Millionen Emittenten im Blick. Von Öl­raffinerien über Flughäfen bis zu einzelnen Landwirtschafts­betrieben, auf der ganzen Welt.

  • Schuldspruch, Freispruch, Schuldspruch: Der Zickzack­kurs beim rechtlichen Umgang mit Klima­aktivistinnen geht weiter. Lesenswerte Übersicht unserer Kollegin Brigitte Hürlimann.

  • Die Reisewebsite von Fodor’s hat ihre jährliche «No List» veröffentlicht: beliebte Reise­destinationen, die man besser meiden sollte. Der Umwelt und der lokalen Bevölkerung zuliebe. Natürlich keine vollständige Liste, sondern ein Denkanstoss.

Drei Fragen an Mariam Issoufou

Mariam Issoufou, Architektin aus Niger, lehrt an der ETH Zürich und beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie sich Ausbeutungs­gewohnheiten der Moderne durchbrechen lassen.

1. Was bereitet Ihnen zurzeit am meisten Sorge?
Die Klimakrise in ihrem gesamten Ausmass.

2. Was stimmt Sie zurzeit optimistisch?
So, wie es gerade um die Welt steht, ist es sehr schwierig, optimistisch zu bleiben.

3. Wer inspiriert Sie?
Viele Menschen, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Im Bereich der Architektur etwa Louis Khan aus den USA, B. V. Doshi aus Indien oder die Dänin Dorte Mandrup. Die indische Filme­macherin Mira Nair mit der Art, wie sie an Filme herangeht. Und der libanesische Schriftsteller Amin Maalouf, dessen Bücher mich stark inspirieren.

Mariam Issoufou empfiehlt

Viola Bertini & Salma Samar Damluji: «Hassan Fathy. Earth and Utopia», London 2018.

Ein unglaublich inspirierendes Buch über den ägyptischen Architekten Hassan Fathy, sein Werk und was ihn antreibt. Eine der Autorinnen, Salma, hat eng mit ihm in Ägypten zusammen­gearbeitet. Es beinhaltet Gespräche mit ihm, Skizzen seiner Arbeit und bietet einen einzigartigen Einblick in das Schaffen eines Architekten, der Wirkung und Nachhaltigkeit immer schon ins Zentrum seiner Arbeit gestellt hat. Er war seiner Zeit voraus.


Aus der Community

4 von 414 Antworten auf die Frage: Wozu haben Sie in den vergangenen Jahren Ihre Meinung geändert?

«Ich bin immer konsequenter geworden im Alltag, sehe das auch als meine Verantwortung als Co-Präsidentin der KlimaSeniorinnen Schweiz.» Rosmarie Wydler-Wälti

«Nach 2019 dachte ich, dass der Grundtenor, mehr Klimapolitik auf nationaler Ebene zu betreiben, ein Selbstläufer ist. Heute weiss ich, dass es ein andauernder Kampf dafür ist und Veränderung nicht von alleine kommt.» Lionel Müller

«Die Wirtschaft muss mit im Boot sein. Es muss sich für sie rechnen.» Ueli Waltert

«Ich habe gelernt, dass ich nicht das Recht habe, zu resignieren.» Sandra Stump (möglicherweise aufgrund dieses Gastbeitrags)


Liebe Grüsse
David Bauer, Elia Blülle, Sabrina Weiss

PS: Haben Sie schon mal vom «Kohle-IQ» gehört? Er sei jedenfalls zu tief, findet die Kohlelobby: Die Gesellschaft verstehe zu wenig, wie wertvoll Kohle für sie ist. Ein Rebranding soll nun helfen: Aus der «World Coal Association» wird «FutureCoal: The Global Alliance for Sustainable Coal». 🤷

PPS: Falls Sie es nicht schon gesehen haben: Ab sofort können Sie sich anmelden für unsere nächste Veranstaltung – Hoffnung in der Klimakrise. Ein Abend mit Rebecca Solnit.

PPPS: Noch auf der Suche nach einem Weihnachts­geschenk? Wir hätten da eins, das ein ganzes Jahr lang nachhaltig wirkt.


Die Klimakrise ist hier. Die Lage ist ernst. Challenge accepted.
Ein frischer Blick auf die grossen Heraus­forderungen und auf Menschen, die sie anpacken. Und jede Menge Gelegenheiten, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren.

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